Donnerstag, 12. Juli 2012

Nehmen die Griechen denn nie ein Ende

Als hätte man den Verlauf voraussagen können, reagieren die frisch gewählten griechischen Regierungsparteien erwartungsgemäß. Die sich um den Regierungschef Antonis Samaras versammelnde Truppe, bestehend aus immerhin drei Koalitionsparteien ließ nun endlich das lang Erwartete durch das griechische Finanzministerium verlauten, nämlich eine geforderte Lockerung der momentanen Sparauflagen. Interessant dabei ist wie ich finde der eingeschlagene Kurs, welcher ja nicht unbedingt dem lang positiv gesehenen Wahlkampfversprechen des ach so proeuropäischen Samaras entspricht, aber irgendwie kennen wir das ja, denn „vor der Wahl“ war ja noch nie „nach der Wahl“.

Immerhin pokern die Griechen um knappe 12,5 Milliarden weitere Euro, welche sie sich ja als weitere Hilfskredite für August und September erhoffen. Natürlich ist die oben angesprochene Lockerung mit einer Streckung der Sparmaßnahmen um mindestens zwei Jahre, keine Änderung der Vorgaben, sondern lediglich eine Strategiealternation. Blieben wir beim Pokerbeispiel hat die griechische Troika doch eine eher schwache Hand, denn zur jetzigen Zeit liegen bereits Flop, Turn und River, und alle anderen am Tisch sind noch im Spiel, zumindest die Chipleader. Ob man den armen griechischen Mitspieler allerdings all-In setzen möchte bleibt fraglich, da bei seinem Ausscheiden der Tisch, ja vielleicht sogar das ganze Casino in Flammen aufgehen könnte. Sollte man also lieber folden?

Leider darf man davon ausgehen, dass die griechische Regierung genau darauf spekuliert, denn wie ein schlechter Pokerspieler scheinen auch unsere Regierenden nicht zu wissen wann man das Spiel verlassen sollte anstatt sich an einer Hoffnung festzuklammern, die am Ende wie jeder Bluff zu platzen droht. Wenn man den status quo der erbrachten griechischen Reformen betrachtet, wie es just in diesem Moment auch die sogenannten Experten von EU, EZB und IWF tun, kann man leider, aber erwartungsgemäß zu keinem positiven Resümee kommen. Letztlich ist es doch fraglich was sich die Regierenden der Troika bei ihrem Handeln denken, da ihnen klar sein sollte, dass sie aufgrund mangelnder Fortschritte bezüglich einiger zentraler Zusagen an die internationale Unterstützergemeinschaft zusehends an Verhandlungskompetenz verlieren.

Als Beispiel für das Versagen hinsichtlich ihrer „Reformen“ sei die Privatisierung von Staatseigentum kurz genannt, denn scheinbar war bisher neben dem Verkauf der staatlichen Lotterie nur die Veräußerung eines einzigen Gebäudes in Athen möglich. Dies ist doch wohl eher lachhaft, denkt man daran, dass aus diesen Geschäften im Bereich der Privatisierung bis zu drei Milliarden Euro erlöst werden sollten, im Jahre 2012 versteht sich. Diverse staatliche Konzerne wie Depa oder Desfa, sowie Hellenic werden demnach wohl frühestens im nächsten Jahr angeboten, geschweige denn verkauft werden.

Ich möchte allerdings, vlt. durch die Lage auf meiner Wellnessliege positiv beeinflusst, trotz berechtigtem Pessimismus, noch auf die Schwierigkeiten des Landes hinweisen, denn klar ist, das Probleme wie die behördlichen Verfahrensweisen und dieser Sumpf an undurchdringlicher Bürokratie, gepaart mit einem hohen Maß an Selbstsubventionierung der Beamten offensichtlich nicht nur die Ursache für die Krise waren, sondern auch bleiben. Und auch wenn diese tiefe Rezession von voraussichtlich 7% negativem Wirtschaftswachstum zu erwarten war, hilft das den Bürgern und auch dem Finanzministerium wenig. So ist es nicht verwunderlich, dass der griechische Bürger nach jedem Strohhalm greift und damit das staatliche System noch mehr dem Ende entgegen treibt.

Man kann zur Zeit viel darüber lesen, welche Ausflüchte gesucht und gefunden werden, aber besonders abwegig ist wie ich finde der Rentenbezug mittels Vollmacht, wobei davon ausgegangen werden darf, dass die meisten der eigentlichen Rentenbezieher nicht mehr leben, oder die plötzlich auffällige überdurchschnittlich hohe Blindenrate auf, z.B. manchen Inseln, welche durch die Krankenkasse Behindertenleistungen erhalten. Bei einer Probe aufs Exempel wurde die Insel Zakynthos überprüft und man konnte „leider“ feststellen dass es von angeblich 700 blinden Einwohnern nur tatsächliche 60 gab. Fraglich ist, ob man den Menschen einen Vorwurf machen kann, da die Arbeitslosenzahlen in erschreckendem Ausmaß steigen, so ist ein prozentualer Anstieg von knapp 6,2% zum Vorjahresmonat April zu verzeichnen, was einem die Annahme näher bringt, dass die hilflose Versuche sind ein gewisses Einkommen zu generieren. Abschließend habe ich wieder den guten Tipp in Griechenland Urlaub zu machen und dort viel Geld auszugeben, das wäre aktive Hilfe die ankommt, wie man so sagt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen