Mittwoch, 10. August 2011

Weltuntergangsszenen in Wirtschaft und Politik

Selbst wenn man dieser Tage so wie ich am Strand auf einer Wellnessliege brät, kommt man nicht umhin die geradezu apokalyptische Szenerie in Wirtschaft und Politik wahrzunehmen. Die USA verlieren Ihr Top-Rating, die EZB kauft angesichts der sich weiterhin ausbreitenden Eurokrise Staatsanleihen, Großbritannien wird von der eigenen Jugend in Flammen gesetzt, in Somalia herrscht eine Hungersnot, deren Ausmaß nur schwer abgeschätzt werden kann, in China rast die Inflation, so dass krampfhaft versucht werden muss das Wirtschaftswachstum zu drosseln, um soziale Unruhen zu verhindern, in Syrien werden bei solchen sozialen Unruhen Demonstranten getötet, die Schweiz und Japan kämpfen mit viel zu starken Währungen, die die Exporte zu drosseln drohen und mir ist letzte Woche doch tatsächlich ein Fehler unterlaufen.

Zunächst zu letzterem: Der Goldkurs bezieht sich auf die Feinunze, was heißt, dass 1 Feinunze = 31,1034768 g entspricht. Wer nun sein Anlagevermögen zu hoch bewertet hat möge mir vergeben.

Was den Rest betrifft, so ist es momentan schwer rationale Einschätzungen zu finden. Also noch schwerer als üblich. Aktuell wird in den Medien jede kleine Zuckung eines Leitindexes zu einem neuen Anzeichen für Wahlweise den GAU oder das Ende der Misere gemacht. So kommt es nicht selten vor, dass die Schlagzeile noch von horrenden Verlusten spricht, wenn der betreffende Index bereits wieder ins Plus gedreht hat. Bei dem ganzen Auf und Ab werden offenbar die betreffenden Korrespondenten mitunter so seekrank, dass sie vergessen die Zuckungen in einen Zusammenhang zu stellen. Selbiges gilt auch für den einen oder anderen Politiker. Ich denke da speziell an Herr Barroso, der mit seinen Äußerungen zielgerichtet unnötige Debatten lostritt. Im übertragenen Sinne also an der Reling des schwankenden EU-Schiffs hängt und Sachen von sich gibt, die keiner im Meer sehen will.

Wir wollen dieser Stelle einmal versuchen den großen Zusammenhang herzustellen. Zunächst, fest steht, die Märkte werden sich wenn überhaupt dann langsam beruhigen, dass heißt wir werden auch in nächster Zeit noch volatile Indizes betrachten dürfen. Wie lange dies anhält ist ungewiss. Das liegt vor allem an den Gründen für die Schwankungen.

Grund 1: Die USA bewegen sich zurück in eine Rezession. Hierauf deuten die meisten Indikatoren hin. Die Märkte weltweit antizipieren dies natürlich, da die USA einen Anteil von über 20% am weltweiten BIP hat und folglich auch die Weltwirtschaft beeinträchtigen wird.

Grund 2: Staaten haben im Allgemeinen nach Finanzkrisen stets einen großen Konsolidierungsbedarf. Bestenfalls wird dieses Problem gleich angegangen, in der Realität dauert es meist ein paar Jahre bis sie dazu gezwungen werden. Das ist es, was gerade in der EU und in den USA geschieht. Dank der Ratingagenturen eher früher als später. Die Folge dieser Haushalts-Konsolidierungen sind stets weniger Subventionen und Staatsaufträge, was zu einer Schwächung der Wirtschaft führt. Diese Situation kann sich über lange Zeiträume erstrecken. Diverse Beispiele zeigen, dass im Allgemeinen etwa 10 Jahre das Wirtschaftswachstum geschwächt bleibt. Eine lange Durststrecke die sich da aufzeigt und die sicher von unruhigen politischen Entwicklungen begleitet werden könnte.

Grund 3: Der Hoffnungsträger China hat das große Problem der rennenden Inflation, die für Bevölkerungsschichten, welche nicht am Wachstum partizipieren zu echten Notlagen führen kann. Im den Preisanstieg einzudämmen muss Peking das Wirtschaftswachstum drosseln, was durch Anhebung der Leitzinsen derzeit versucht wird. Eine gedrosselte chinesische Wirtschaft taugt nur noch bedingt als Zugpferd, dass die Weltwirtschaft aus der Rezession zieht.

Worin als dies gipfeln wird, lässt sich nur sehr schwer sagen. Fakt ist, dass alle Institutionen mit der Situation katastrophal überfordert zu sein scheinen. Die FED wird mit ihrem versprechen die Zinsen zwei Jahre auf null zu halten, Inflation aber mit ziemlicher Sicherheit kein Wirtschaftswachstum generieren und schlimmsten Falls Fehlinvestitionen befördern, die die nächste Wirtschaftskrise auslösen. Die Amerikanische Politik hat eindrucksvoll gezeigt, dass sie zurzeit nicht wirklich handlungsfähig ist und die Haushaltskonsolidierung nicht vollziehen kann. Die EZB hat mit ihrer Entscheidung auch weiterhin Staatsanleihen aufzukaufen ihre Unabhängigkeit preisgegeben und damit nicht nur die Option einer starken Weltleitwährung Euro zerstört, sondern auch den Weg für eine Rückkehr in die Steinzeit der Geldpolitik geebnet, als die Zentralbanken die Staatsschulden finanzierten und so bestenfalls nichts als Inflation generierten. Die europäischen Politiker beschließen schleichend aber kontinuierlich Systeme, die die Anreize für Staaten vernünftige Haushaltspolitik zu betreiben senken, was es wahrscheinlicher macht, dass wenn es so weiter geht, dann die ganze EU auf einmal zusammenbricht. Ob es China gelingt die Inflation in den Griff zu bekommen und dass auf einem sanften Weg, ist im übrigem auch eher zweifelhaft.

Kurz das Licht am Ende des Tunnels ist noch lange nicht in Sicht und so kann ich mich getrost zurück auf meine Wellnessliege begeben, denn Zick-Zack-Kurse an den Aktienmärkten wird es noch öfter geben.

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