Montag, 15. August 2011

Von Gespenstern und Mauern

Die Mauer bröckelt, also nicht jene Mauer, die das gesamte Wochenende über Thema in sämtlichen Dokumentationen und Diskussionsrunden war, sondern die Mauer gegen gemeinsame Staatsanleihen. Zumindest behauptet dies die französische Presse und forciert damit, dass auch die Märkte dies mittlerweile erwarten. Insofern werden Frau Merkel und Herr Sarkozy gegen eine Mauer rennen, wenn sie am morgigen Tag eben dies nicht beschließen. Dabei ist davon auszugehen, dass sie dies nicht tun werden und so ist das maßgebliche Signal, dass angeblich seitens der Märkte von dem Gespräch erwartet wird, jetzt schon bestenfalls ein Flämmchen und willkommener Anlass für den Start einer neuen Runde in der Eurokrise.

Man sollte meinen, dass mittlerweile den Staatschefs klar geworden ist, dass solche Treffen stets von neuen Erwartungen begleitet werden, die schlicht und ergreifend nicht erfüllt werden sollten. Die Politik wird nicht von den Märkten getrieben, sondern macht sich hierdurch selbst zum getriebenen. Schweigen ist Gold und Gold ist derweil ziemlich hoch im Kurs.

Vielleicht sollte man den betreffenden Politikern eine Preisrechenwaage zur Seite legen, damit sie dies erkennen. Wie auch immer der Eurobond wird auf absehbare Zeit kommen. Interessant dabei zu beobachten wird sein, ob die FDP diesen Weg noch mitgehen kann. Es könnte sich hier tatsächlich um den Befreiungsschlag handeln, auf den die Liberalen seit Monaten warten. Bedauerlich ist nur, dass sich dieser nicht in Realpolitik niederschlagen würde, da Grüne oder SPD gewähr bei Fuß stehen, um die Transferunion endgültig zu besiegeln.

Man sollte meinen, dass die von Politikern und Berichterstattung erzeugten Dämonen ausreichen. Leider verirrt sich derweil auch die Debatte in eher philosophisch angehauchten Talkrunden in undurchdringlichen Labyrinthen. Bei Phönix wurde in einer Talkrunde gar vom Gespenst des Geldes und der schieren Unvollstellbarkeit der angehäuften Schulden gesprochen. Solche Statements sind nicht nur nicht objektiv und sinnentleert, sondern zementieren einen Mystizismus, der die eigentliche Problematik überhöht und damit verschärft. Man wünscht sich, wenn man so etwas sieht fast ein bisschen Zensur herbei. Denn das Letzte was wir in dieser Phase brauchen, sind links-intellektuelle Verklärungen kapitalistischer Monster.

Ja die Schulden sind hoch, aber ein „unvorstellbarer Berg“ von Schulden existiert in den USA derzeit noch nicht. Schulden dürfen nicht in absoluten Zahlen betrachtet werden, sondern müssen immer im Bezug auf den Schuldner gesehen werden. Es macht einen Unterschied ob Donald Duck einen Kredit von 10.000 Talern aufnimmt oder Dagobert Duck selbigen aufnimmt. Mit andern Worten Staatsschulden werden nicht ohne Grund im Verhältnis zum BIP gesehen. Folglich führt ein Wachstum des BIP auch immer zu relativ niedrigeren Schulden.

Konkret heißt das, dass wenn ein Staat einen ausgeglichenen Haushalt hat, also keine neuen Schulden aufnimmt, er defacto Schulden abbaut, da zum einen das BIP jährlich wächst und zum anderen die Inflation den Wert der Schulden vermindert. So kann binnen weniger Jahre die Schuldenquote eines Staates um 50% sinken, obwohl die absoluten Schulden gleich geblieben sind.

Das Problem der USA derzeit ist nicht der aktuelle Stand der Schulden, sondern die Höhe der neu aufgenommenen Schulden. Die Neuverschuldung und nur die Neuverschuldung ist zu hoch. Eine mystische Verklärung, welche unvorstellbaren Berge an Schulden zukünftige Generationen zu tragen hätten, geht an der Realität vorbei und forciert eine Grundstimmung zu zugunsten von Systemen mit vermeidlich mehr Sicherheit und Gerechtigkeit, die in der Vergangenheit vor allem stets zu weniger Freiheit und weniger Wohlstand geführt haben. Das 50jährige Jubiläum dieser Tage ist nur ein Beispiel.

Die Situation ist dramatisch, aber ein wenig Ruhe und Besinnung täte allen Beteiligten an dieser Stelle gut, sonst werden Gespenster geschaffen, die auch Eurobonds nicht mehr bezwingen könnten.

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