Dienstag, 13. Dezember 2011

Ein Plädoyer für eine Zuckerwatteunion

Der vermutlich letzte EU-Krisengipfel für dieses Jahr liegt hinter uns. Wie ich letzte Woche bereits ausgeführt hatte, könnte dies der Entscheidende gewesen sein.

Oder besser hätte es sein können. Moodys eine der drei großen Ratingagenturen konstatierte nüchtern, dass es beim EU-Gipfel nicht viel Neues gegeben hätte. Ich fürchte sie haben recht, womit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Prüfung seitens S&P (die größte Ratingagentur), die seit letzter Woche läuft, negativ ausgeht.

Die Eurozone könnte also noch dieses Jahr von S&P kollektiv heruntergestuft werden. Moodys könnte dann Anfang des nächsten Jahres diesem Schritt folgen. Die besinnlichen Weihnachten werden in den europäischen Machtzentralen dann wohl ausfallen.

Es deutete sich in Brüssel außerdem an, dass die ersten Ratten erwägen vom sinkenden Schiff zu springen. Großbritannien beugte sich den gemeinsamen Vereinbarungen nicht und der Musterstaat Ungarn schwenkte erst in letzter Minute ein. Nun kann man diese Isolation (noch) innerhalb der EU natürlich als große Dummheit sehen. Ein starkes Europa ist gerade unter dem Gesichtspunkt internationaler Gewichtung für alle Beteiligten von großem Interesse. Aber welchen Nutzen hat eine vermeidlich starke EU, die bei Staaten wie China betteln gehen muss, damit sie in den Rettungsfond EFSF einsteigen? Welchen Nutzen hat eine EU die zunehmend restriktivere Beschlüsse im Finanzsektor vorantreibt, gerade für einen Staat wie Großbritannien?

Apropos, da ist immer noch die unausrottbare Idee der Finanztransaktionssteuer. Dieses Instrument, klingt zunächst sehr attraktiv. Man besteuert den Kauf von Finanzpapieren und bekommt so Geld von den bösen Banken und schafft eine Barriere, damit solche Transaktionen nicht so schnell und so oft zustande kommen.

Daraus wird geschlossen, dass der Markt dann weniger volatil agieren würde, also weniger Schwankungen in den Preisen auftreten.

Die Sache hat nur einen Haken. Wenn sich der Großteilt der Ökonomen nicht irrt (und das tuen sie ab und an) ist der Effekt genau umgekehrt. Der Markt wird durch eine Finanztransaktionssteuer volatiler. Das liegt daran, dass Preisanpassungen nun nicht sofort auf Grundlage der Fundamentaldaten geschehen, sondern nur geschehen, wenn es sich rechnet die Transaktionssteuer zu zahlen. Man muss sich dies vorstellen, wie ein Damm, bei dem ab einem gewissen Niveau des Wasserspiegels die Schleusen geöffnet werden. Die Preisausschläge werden in der Folge zwar seltener, aber auch wesentlich heftiger, wenn sie erfolgen, weil eine langsame Anpassung durch die Barriere „Transaktionssteuer“ verhindert wurde.

Ein weiterer Effekt ist, dass die Märkte wesentlich illiquider werden, es also wesentlich schwerer wird Finanzpapiere zu kaufen oder zu verkaufen. Dadurch entfernt der Preis sich von den Fundamentaldaten, die dem Papier zugrunde liegen, womit er seine Signalwirkung verliert. Auch hier gilt, dass dies schlussendlich zu größeren Preisausschlägen führt.

Das klingt alles sehr theoretisch? Viele Experimente und einige Beispiele abgeschaffter Finanztransaktionssteuern haben genau diesen Effekt nachgewiesen. Die Frage ist eigentlich eher, wie die EU so dämlich sein kann diesen Effekt in Kauf zu nehmen.
Die Antwort ist so alt wie die Demokratie. Es klingt gut, lässt sich gut beim Wähler verkaufen und ist folglich zu realisieren. Schließlich gilt es Wahlen zu gewinnen…

Ich persönlich hätte da eine bessere Idee. Der Staat möge einfach Zuckerwattemaschinen überall aufstellen, an denen sich die Bürger gratis bedienen dürfen. Das hätte gleich mehrere positive Effekte. Die Bürger wären glücklich und würden die Partei wieder wählen, die Bürgen würden zudem fett und träge, also weniger geneigt auf die Straße zu gehen und durch Proteste gegen Castortransporte und Bahnhöfe Kosten in Millionenhöhe zu verursachen und die Bürger würden weniger gesund, sterben also früher und entlasten so die Rentenkasse. Auch die Autobranche würde früher oder später profitieren, weil die Menschen ihre schweren Körper nur ungern zu langen Fußmärschen nutzen würden. Schlussendlich würde der Staat mittelfristig also viel Geld sparen und die Konjunktur würde angekurbelt. Die perfekte Lösung für die Schuldenkrise

Wer braucht also eine „Stabilitätsunion“, wenn es eine Zuckerwatteunion geben könnte?

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