In diesem Moment ist die Kreditwürdigkeit des deutschen
Staates so hoch wie nie zuvor, die Kreditzinsen neuer Kredite sind so niedrig,
dass eine Umlagerung momentan Einsparungen in Milliardenhöhe generiert. Das
Prinzip ist völlig klar und jeder „Ottonormalverbraucher“ würde es ganz genau
so machen wie unser Finanzministerium, einfach alte teurere Kredite durch
frische günstige auslösen und dadurch die anfallende Zinslast auf ein Minimum
reduzieren. Wenn man den Medien glauben darf sind mit dieser Methode in diesem
Jahr bis zu zehn Milliarden Euro einzusparen, in den nächsten fünf Jahren sogar
bis zu 100 Milliarden.
Dieses Konzept erzürnt nicht nur unsere europäischen
Nachbarn, die Deutschland, man möge meinen zu Recht, vorwerfen die Krise auszunutzen
und auch noch an ihr zu verdienen. Natürlich sieht es nach außen hin so aus,
als würden wird positiv an dem Niedergang anderer Volkswirtschaften
partizipieren, denn die niedrigen Zinsen sind natürlich nur möglich, da die
Kreditgeber die Bonität Deutschlands als relativ hoch ansehen und die Zinsen
dabei in Relation zu anderen Staaten wie Griechenland oder mittlerweile auch Italien
relativ klein gehalten werden müssen. Dieses Nutznießertum veranlasste z.B. den
neuen franz. Präsidenten zu einem interessanten Vorschlag, nämlich einen Teil
der eingesparten Verluste (Anteil ist mir unbekannt) an die kriselnden Länder
abzugeben und so einen finanziellen Ausgleich zu schaffen, da eben diese ja
mehr Zinsen für neue Kredite zahlen müssen. Überraschender Weise wurde auf
diesen Vorschlag gelebter europaweiter Solidarität nicht weiter eingegangen,
fraglich ist natürlich auch ob die Aussage gleich wäre, würde Frankreich profitieren
und nicht Deutschland.
Wenn man aber zahlreichen Anlageprofis Glauben schenken
darf, ist die Zeit des „billigen“ Schuldenmachens in absehbarer Zeit zu Ende,
da all die zu schürenden Hilfspakete und zu befürchtenden sündhaft teuren
Hilfsaktionen über kurz oder lang zu einer Belastung für die Kreditwürdigkeit
der Bundesrepublik führen werden. Wahrscheinlich ist es nur eine Frage der
Zeit, bis der europäische Stabilitätsgarant ebenfalls an sein Ende stößt, da
die Schuldenkrise und die damit verbundenen finanziellen Belastungen auch an
Deutschland langfristig nicht schadlos vorüberziehen werden. Die Belastungen,
die den Eurorettungsschirm immer löchriger werden lassen hören offensichtlich
nicht bei Griechenland und Italien auf, sondern aktuell auch den Banksektor
Spaniens, welcher nun auch EU-Hilfen beantragt hat. Spanien ist immerhin die
viertgrößte Volkswirtschaft in der noch bestehenden Euro-Zone, wodurch die
Frage aufkommt ob das bisher berechnete und bereitgestellte Geld des
Rettungsschirmes in seiner Höhe ausreichend sein wird.
All diese Fakten sprechen für eine indirekte
Qualitätsabwertung Deutschlands, denn die Angst vor Staatspleiten und dem
folgenden Zusammenbruch der bestehenden Euro-Zone besteht weiterhin. Sollten
Länder wie Griechenland, Portugal, Italien oder auch Spanien trotz aller Hilfe
nicht wieder auf die Beine kommen und ihre Kredite zurückzahlen, drohen dem
Bundeshaushalt enorme Verluste in Milliardenhöhe. Leider sehen weltweit
führende Wirtschaftsanalytiker den Zusammenbruch als sehr wahrscheinlich an,
kaum jemand glaubt noch an eine vollständige Stabilisierung. In diesem Zusammenhang
scheint vor allem der Austritt Griechenlands aus der Währungsunion kaum noch zu verhindern
zu sein, obwohl die neu gewählte Regierung(trotz vorheriger Zusagen) wohl
zuallererst Verhandlungen zu Lockerung des bisher festgelegten Sparkurses
aufnehmen wird.
Man darf gespannt sein was die nahe Zukunft bringt, ich
werde die alles von meiner Wellnessliege aus betrachten und zu gegebener Zeit
das ein oder andere an Kommentaren loswerden. Bis dahin wünsche ich einen
schönen und vor allem günstigen Sommerurlaub in Süd-Europa.
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