Mittwoch, 20. Juni 2012

Das Ende billiger Kredite naht


In diesem Moment ist die Kreditwürdigkeit des deutschen Staates so hoch wie nie zuvor, die Kreditzinsen neuer Kredite sind so niedrig, dass eine Umlagerung momentan Einsparungen in Milliardenhöhe generiert. Das Prinzip ist völlig klar und jeder „Ottonormalverbraucher“ würde es ganz genau so machen wie unser Finanzministerium, einfach alte teurere Kredite durch frische günstige auslösen und dadurch die anfallende Zinslast auf ein Minimum reduzieren. Wenn man den Medien glauben darf sind mit dieser Methode in diesem Jahr bis zu zehn Milliarden Euro einzusparen, in den nächsten fünf Jahren sogar bis zu 100 Milliarden.

Dieses Konzept erzürnt nicht nur unsere europäischen Nachbarn, die Deutschland, man möge meinen zu Recht, vorwerfen die Krise auszunutzen und auch noch an ihr zu verdienen. Natürlich sieht es nach außen hin so aus, als würden wird positiv an dem Niedergang anderer Volkswirtschaften partizipieren, denn die niedrigen Zinsen sind natürlich nur möglich, da die Kreditgeber die Bonität Deutschlands als relativ hoch ansehen und die Zinsen dabei in Relation zu anderen Staaten wie Griechenland oder mittlerweile auch Italien relativ klein gehalten werden müssen. Dieses Nutznießertum veranlasste z.B. den neuen franz. Präsidenten zu einem interessanten Vorschlag, nämlich einen Teil der eingesparten Verluste (Anteil ist mir unbekannt) an die kriselnden Länder abzugeben und so einen finanziellen Ausgleich zu schaffen, da eben diese ja mehr Zinsen für neue Kredite zahlen müssen. Überraschender Weise wurde auf diesen Vorschlag gelebter europaweiter Solidarität nicht weiter eingegangen, fraglich ist natürlich auch ob die Aussage gleich wäre, würde Frankreich profitieren und nicht Deutschland.

Wenn man aber zahlreichen Anlageprofis Glauben schenken darf, ist die Zeit des „billigen“ Schuldenmachens in absehbarer Zeit zu Ende, da all die zu schürenden Hilfspakete und zu befürchtenden sündhaft teuren Hilfsaktionen über kurz oder lang zu einer Belastung für die Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik führen werden. Wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis der europäische Stabilitätsgarant ebenfalls an sein Ende stößt, da die Schuldenkrise und die damit verbundenen finanziellen Belastungen auch an Deutschland langfristig nicht schadlos vorüberziehen werden. Die Belastungen, die den Eurorettungsschirm immer löchriger werden lassen hören offensichtlich nicht bei Griechenland und Italien auf, sondern aktuell auch den Banksektor Spaniens, welcher nun auch EU-Hilfen beantragt hat. Spanien ist immerhin die viertgrößte Volkswirtschaft in der noch bestehenden Euro-Zone, wodurch die Frage aufkommt ob das bisher berechnete und bereitgestellte Geld des Rettungsschirmes in seiner Höhe ausreichend sein wird.

All diese Fakten sprechen für eine indirekte Qualitätsabwertung Deutschlands, denn die Angst vor Staatspleiten und dem folgenden Zusammenbruch der bestehenden Euro-Zone besteht weiterhin. Sollten Länder wie Griechenland, Portugal, Italien oder auch Spanien trotz aller Hilfe nicht wieder auf die Beine kommen und ihre Kredite zurückzahlen, drohen dem Bundeshaushalt enorme Verluste in Milliardenhöhe. Leider sehen weltweit führende Wirtschaftsanalytiker den Zusammenbruch als sehr wahrscheinlich an, kaum jemand glaubt noch an eine vollständige Stabilisierung. In diesem Zusammenhang scheint vor allem der Austritt Griechenlands  aus der Währungsunion kaum noch zu verhindern zu sein, obwohl die neu gewählte Regierung(trotz vorheriger Zusagen) wohl zuallererst Verhandlungen zu Lockerung des bisher festgelegten Sparkurses aufnehmen wird.

Man darf gespannt sein was die nahe Zukunft bringt, ich werde die alles von meiner Wellnessliege aus betrachten und zu gegebener Zeit das ein oder andere an Kommentaren loswerden. Bis dahin wünsche ich einen schönen und vor allem günstigen Sommerurlaub in Süd-Europa.

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