Es wackelt derzeit alles kräftig in Europa. Erste Zeichen am Horizont deuten darauf hin, dass ein Auseinanderbrechen des Euro tatsächlich möglich ist. Das Szenario gewinnt nicht nur in den Risikokalkulationen der Banken an Bedeutung, es gibt auch Anzeichen, die die Bedrohung der Eurozone bis nach Deutschland spürbar machen.
Die Bundesrepublik Deutschland hat auf dem Markt Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit nicht vollständig platzieren können. Natürlich sollte man dies nicht überbewerten, wie einige wichtige Akteure sofort mitteilten, denn immerhin ging es um einen Zins knapp um die 2%, der nicht einmal die Inflation der nächsten 10 Jahre ausgleicht. Aber es zeigt auch, dass auch wir mittlerweile direkt betroffen sind. Was noch wichtiger ist es zeigt, dass an Europa als Ganzes gezweifelt wird, womit auch die Lösung Eurobonds eben keine Lösung mehr ist.
Die Politik hat es mit ihrer Fehlentscheidung Griechenland zu retten geschafft, dass das Undenkbare denkbar wird. Vielleicht ist der Euro bereits zugrunde gerichtet und wir müssen nur noch warten bis die Kette von Ereignissen losgetreten wird, die zur realen Abschaffung führt.
Fakt ist die Kapitalflucht nicht europäischer Anleger, die sich abzeichnet ist ein gefährlicher Trend, bei dem kein Ende absehbar ist. Außereuropäische Finanzinstitute versuchen ihr Engagement in Europa einzuschränken. Damit wird es für europäische Banken zunehmend schwieriger auf dem Interbankenmarkt an Geld zu kommen. Die ersten Pleiten sind nur eine Frage der Zeit.
Und dann ist da noch die Konjunktur. Die Welt insgesamt, also nicht nur Europa, bewegt sich zielstrebig auf ein geringeres Wirtschaftswachstum zu. Viele Frühindikatoren künden seit Monaten davon, dass es im nächsten Jahr abwärts geht. Das belastet Staaten und Banken. Die aktuellen Haushalte, gerade in Ländern wie Griechenland, werden bei geringeren Steuereinnahmen während einer noch stärkeren Rezession endgültig zu Makulatur.
Was also passiert jetzt? Zunächst, es ist nicht absehbar, dass die Politik noch eine Lösung findet, die den Euro rettet und die Märkte beruhigt.
Am ehesten kann hier die Zentralbank helfen, indem Sie ankündigt, die Renditen von Staatsanleihen nicht über einen gewissen Punkt hinaus gehen zu lassen. Im Zweifel also unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen. Das das funktionieren kann, hat die Schweizer Nationalbank mit Ihrer Ankündigung den Wechselkurs Euro/Franken nicht über eine gewisse Schwelle schreiten zu lassen gezeigt. Schlecht ist diese Option, weil die EZB damit nicht nur Inflation schürt und den Steuerzahler zudem noch real Geld kostet. Die EZB verliert damit vor allem auch Ihre Unabhängigkeit und damit der Euro endgültig seine Funktion als stabile Währung und … und das ist vielleicht noch wichtiger. Keiner der Staaten hätte mehr einen Anreiz zu sparen. Mittel und Langfristig muss eine instabile Währung zu Wachstumseinbußen führen. Das Deutschland bei einer solchen Politik lange mitmacht ist nahezu ausgeschlossen.
Neue Rettungspakete werden keine Länder retten. Das ist spätestens jetzt bewiesen. Auch wenn der EFSF seine eigentliche Arbeit erst im Januar beginnt, ist er bereits jetzt gescheitert.
Eurobonds, „Stabilitäts-Anleihen“ oder wie auch immer man sie nennen will sorgen zum einen dafür, dass Staaten keine Anreize mehr haben zu sparen und zum anderen dafür, dass wenn das System zusammenbricht, dann das ganze System zusammenbricht. Ein Europa, das kollektiv bankrottgeht und diese Option ist dann nicht mehr unwahrscheinlich, hätte unvorstellbare Auswirkungen.
Die letzte Option der Zusammenbruch des Euro ist kein Königsweg. Auf alle Staaten kämen extreme Kosten zu. Ein beachtlicher Teil würde wohl bankrottgehen und Staaten wie Deutschland hätten mit einer massiven Aufwertung ihrer Währung zu kämpfen. Ein Zerbrechen des Euro egal ob nur einige Länder austreten oder die Ganze Währungsunion zerbricht, würde zu Konjunktureinbrüchen und einer Menge Chaos führen.
Mit anderen Worten die Zeiten in denen man den Euro-Dampfer mit einer Lackierpistole frisch lackieren und wieder rausschicken konnte sind vorbei. Keine der Lösungen wird schön und uns erwarten ein paar sehr unruhige Jahre.
Ich habe mich nie für jemanden gehalten der schwarz malt oder mich gar als Untergangsprophet gesehen. Bis dato war ich stets Realist und als solcher muss ich heute sagen, dass es so aussieht als würde das System zusammenbrechen. Hoffentlich irre ich mich.
Übrigens, wenn ein Austritt von Griechenland ansteht ist die Weihnachtszeit hierfür der beste Zeitraum, da hier die Kapitalflucht der Griechen in den Euro (das flüchten vor dem Umtausch) vergleichsweise einfach beschränkt werden könnte. Drachme drucken dauert zirka 3 Tage.
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