Dienstag, 1. November 2011

Langsam nervt‘s - Griechenland der Tragödie nächster Teil

Da sah es für einen Moment fast so aus, als könnte eventuell ein Durchbruch gelungen sein. Doch Griechenlands Regierung bemüht sich nach Kräften das Ganze doch noch in eine Tragödie zu verwandeln.

Zunächst sei festgehalten, dass der Schuldenschnitt wahrscheinlich nicht ausreichen würde. Von der freiwilligen Selbstbeteiligung von 50% sind nur private Gläubiger und auch nur jene die dies freiwillig tuen betroffen. Ergo wäre auch nach dem „Schuldenschnitt“ eine Verschuldung von 120% des griechischen BIP übrig. Das könnte zuviel sein, aber es bestand wenigstens die Chance, dass es funktioniert.

Dieser Funken von Hoffnung wurde nun schleunigst erstickt. Griechenland stimmt über seinen kollektiven Selbstmord ab. Denn wenn das Hilfspaket nicht von den Griechen angenommen wird (was wahrscheinlich ist) kommt es mit ziemlicher Sicherheit zu einem unkontrollierten Staatsbankrott.

Das Ganze hat etwas von jemandem, der mit einem Schweißgerät zündelt und dabei insgeheim hofft, dass es zu der katastrophalen Folge des Brandes kommt und folglich immer größere Risiken eingeht.

Zugleich offenbart die anstehende Abstimmung auch eines der Defizite direkter Demokratie. Die Griechen (die Mehrheitlich gegen das Hilfspaket sind) werden sich nur in den seltensten Fällen über die Folgen ihrer Entscheidung bewusst sein. Die bisherigen Folgen der griechischen Haushaltskrise sind moderat im Vergleich zu dem was passiert, wenn Griechenland seine Zahlungen einstellen muss. Gehälter im öffentlichen Dienst, Renten, öffentliche Investitionen – all dies wo jetzt nur gekürzt wurde fiele auf Schlag weg. Von dem Zusammenbruch der Banken des Landes und damit der Vernichtungen der griechischen Ersparnisse ganz zu schweigen.

Noch schlimmer ist. Die Griechen stimmen auch für uns ab. Denn wenn Griechenland unkontrolliert bankrott geht, haben auch europäische Institutionen und Banken Abschreibungen von 100%. Das belastet nicht nur die EZB und damit den Steuerzahler, sondern vor allem das fragile Bankensystem.

Um den Spaß noch ein wenig zu erhöhen, werden bei einer Pleite die Credit Default Swaps(Kreditausfallversicherungen) fällig. Niemand weiß wie groß dieser Markt für Griechenland ist und bei welchen Banken, Fonds und Investoren die Risiken liegen. Diese Papiere sind der Grund warum die Politik bisher vor einem Haircut zurückgeschreckt ist.

Die aktuelle Situation sieht wie folgt aus:
Da die europäische Gemeinschaft seit einem Jahr Griechenland nicht die Haare schneiden will, tut es dies nun offenbar Anfang des Jahres selbst. Oder es reißt sich die Haare aus. Was genau eintritt werden wir sehen.

Das Traurige dabei ist:
Wenn die Griechen gegen das zweite Hilfpaket stimmen, hätten wir uns jeden Cent Griechenlandrettung sparen können. Aber es waren bisher ja nur 43,9 Milliarden, gefolgt von noch 2 Tranchen, die dieses Jahr ausgezahlt werden.

Wir ham’s ja.

2 Kommentare:

  1. Das Geld ist doch sowieso verloren, egal ob mit oder ohne Volksabstimmung. Traurig ist nur das der Großteil der griechischen Bevölkerung gar nix dafür kann und die dies können, haben ihr Geld längs auf Schweizer Bankkonten in Sicherheit gebracht.

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  2. Ausnahmsweise muss ich da mal widersprechen. Die Mehrheit der Griechen kann durchaus etwas für die Misere. Gerade jene, die nun gegen Reformen auf die Straße gegangen sind, seien es Beamte oder Taxifahrer, haben auch in der Vergangenheit die ineffiziente Wirtschaftspolitik befördert. Es gibt keinen ökonomisch sinnvollen Grund, warum der Taximarkt nicht liberal sein sollte. Es gibt keinen Grund, einen derart aufgeblähten Beamtenapparat zu unterhalten. Es sei denn Parteien werden gewählt, weil sie solche Systeme erhalten.

    Jetzt sind die Systeme nicht mehr erhaltbar und diese Gruppen(Taxifahrer, Beamte) trifft es zuerst und am schlimmsten, weil hier der Reformbedarf besteht. Es trifft also die am härtesten, die in der Vergangenheit auf Kosten der griechischen Wirtschaft profitiert haben. Vielleicht ist die Welt doch ein wenig gerecht...

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